Ihr merkt es schon, wir möchten das Thema Fahrdynamik einfach nicht loslassen. Inzwischen haben wir euch erklärt, wie man durch Modifikationen am Fahrwerk so große laterale Kräfte erzeugen kann, dass der Motor trockenlaufen kann und haben euch anschließend erklärt, wie man dies wiederum verhindert. Heute beschäftigen wir uns nicht mit Federn, Dämpfern oder Stabilisatoren sondern mit Euch. Die besten Reifen und das beste Fahrwerkssetup nützen wenig, wenn Ihr am Ende jeder Linkskurve auf dem Beifahrersitz landet. Die werkseitig verbauten Sitze im Mustang, völlig egal ob es um einen Oldtimer oder ein aktuelles Modell geht, sind nicht schlecht. Sie sind bequem, weich, langstreckentauglich und meist aus Leder. Nur leider bieten sie sehr wenig Seitenhalt. Und das führt dazu, dass man gerade dann, wenn höchste Konzentration erforderlich ist, nämlich in starken Lastwechselsituationen, gleichzeitig damit beschäftigt ist, nicht aus dem Sitz zu rutschen. Statt beispielsweise das plötzlich ausbrechende Fahrzeug zu stabilisieren, zerrt man zunächst am Lenkrad, um die eigene Sitzposition zu korrigieren und lenkt erst dann gegen. Diese zeitliche Verzögerung kann in extremen Fahrsituationen aber dazu führen, dass man die Kontrolle über das Fahrzeug gänzlich verliert und unkontrolliert schleudert. Selbst wenn man bewusst nicht am Lenkrad zerrt und sofort gegenlenkt, ist man dennoch abgelenkt, da man wegzurutschen droht. Schalensitze bieten einen enorm großen Seitenhalt, somit wird eine solche Situation unterbunden. Bei plötzlich auftretenden Seitenkräften und drohender Instabilität des Fahrzeuges kann man sich vom ersten Moment an voll auf das Lenken konzentrieren und somit viel früher und voll konzentriert ins Geschehen eingreifen. Diese Sitze dienen also keineswegs nur der Optik, sondern bieten ein großes Plus an Sicherheit. Ein weiterer Vorteil von Schalensitzen ist auch, dass bei einem Seitenaufprall der Insasse stabiler im Sitz gehalten wird als bei einem gewöhnlichen Sitz, einige Systeme machen konstruktionsbedingt Seitenairbags obsolet. Meist wird im Zusammenhang mit der Umrüstung auf Schalensitzen auch das Gurtsystem gewechselt. Üblich sind 4-, 5- und 6-Punkt-Gurte, die je nach Konstruktion zwei Becken-, zwei Schulter- und optional ein bis zwei Schrittgurte aufweisen. Solche Gurtsysteme arbeiten ohne das bei 3-Punkt-Gurten üblichen Aufrollsystemen, die Gurtlänge wird einmal eingestellt und anschließend sitzt der Gurt fest, eng und straff. Bei einer Kollision wird der Fahrer somit sicher im Sitz gehalten. Diese prinzipiell sehr sichere Technologie hat jedoch in der Praxis immer wieder gezeigt, dass bei Unfällen ein sehr großes Verletzungsrisiko im Halswirbelbereich entsteht, da durch das Zurückhalten des Fahrers sehr hohe G-Kräfte auf den Fahrer wirken. Um auch dieses Verletzungsrisiko zu eliminieren, wurde vor rund 30 Jahren das sogenannte „H.A.N.S.“ (Head and Neck Support) entwickelt. Dieses Schulterkorsett füllt die normalerweise vorhandene Lücke zwischen den Schultern des Fahrers und dem Helm, wodurch der Fahrer mit dem Kopf nicht mehr einknicken kann und die Halswirbelsäule bei Unfällen entsprechend entlastet wird. Zusätzlich ist das H.A.N.S. auch direkt am Helm des Fahrers und an den Schultergurten befestigt, um bei einer frontalen Kollision zu verhindern, dass der Fahrer mit dem Helm auf das Lenkrad aufprallt. Doch zurück zum eigentlichen Thema: Nicht nur die zusätzlich erreichte Sicherheit ist ein sehr wichtiger Aspekt bei Schalensitzen, in der Regel sind diese sehr gewichtsoptimiert konstruiert, um das Gesamtgewicht des Fahrzeuges und den Schwerpunkt so niedrig wie möglich zu halten. Dass Schalensitze hart, eng und unbequem sind stimmt nicht pauschal. Je nach Einsatzzweck gibt es sehr unterschiedliche Konstruktionen, die teilweise auch durchaus komfortabel ausgelegt sind und eine große Alltagstauglichkeit zeigen. Das beste Beispiel hierfür sind die optionalen Recaro-Schalensitze des aktuellen Mustang BOSS302. Zwar sind diese in der Breite etwas knapp bemessen, besitzen aber eine zweifelsfrei langstreckentauglich komfortable Polsterung.
Schalensitze - hart, eng, unbequem und nur Optik-Spielerei?
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