Goodbye good old Germany!
Was war das für ein Aufschrei der Freude, als man den Mustang endlich in unseren Breitengraden kaufen konnte und dann kam er nicht nur als wohlklingender V8, sondern auch als 4-Zylinder Turbo zum Händler gefahren. Sakrileg riefen die einen, Skandal die anderen. Seit dem gibt es gefühlt in jeder Mustang Gruppe im Internet die 4-Zylinder Diskussion. Ist es ein Mustang, darf es ein Mustang sein, zählt das überhaupt? Aber mit dieser Diskussion ist ab jetzt Schluss und schon vermissen wir ihn irgendwie!
[Bildquellen: ©Ford | https://www.ford.com/cars/mustang/models/ecoboost-fastback/]
Aber zurück auf Anfang. Widmen wir dem kleinen Mustang einen wohl verdienten Rückblick und schenken wir ihm ein bisschen Liebe und Zuneigung. Als Ford den Mustang in der 6. Generation endlich nach Deutschland bzw. Europa brachte, war die Begeisterung groß und sie hält bis heute, tummelt sich das Pony doch seitdem in den Listen der meistverkauften Sportwagen immer irgendwo ganz weit oben. Einen ordentlichen Anteil an diesen Verkaufszahlen hat vermutlich gerade auch das „vernünftigere“ Modell, also das mit dem 2,3 Liter EcoBoost Motor. Selbiger ist kein schlechtes Aggregat, wurde es u.a. doch auch im recht schnellen Ford Focus RS der letzten Generation verbaut. Für uns hat sich bei Erscheinen sogar die Frage gestellt, ob der EcoBoost Mustang nicht etwa der beste Mustang aller Zeiten ist, wenn man ihn aus der Vernunftsperspektive betrachtet. Knapp sechs Sekunden für den Sprint von 0-100 ist immer noch schneller als viele klassische Mustangs selbigen mit ihrem dicken V8 das schaffen, Turbos lassen sich außerdem günstiger tunen und ein angegebener Durchschnittsverbrauch von gut acht Litern treibt einem auch nicht gerade die Tränen in die Augen.
Wer also kein Problem mit Turbopfeifen, statt sonorem Blubbern hatte und die „Glaubensfrage“ zur Seite schieben konnte, für den war der Ecoboost vermutlich durchaus mehr als nur eine Überlegung wert, vor allem wenn er als Alltagswagen genutzt wurde. Allerdings kam dann bereits 2017 ein alarmierendes Signal. Die anfänglichen 317 PS wurden auf 290 PS zusammengestrichen. Während die Konkurrenz damals wie heute nach wie vor fleißig PS drauf legt, ist ein Rückschritt im Sportwagensegment meist mit Argusaugen zu betrachten. In Verbindung mit der damals neuen 10-Gang Automatik sollte der etwas kastrierte EcoBoost zwar nunmehr sogar noch ein paar Zehntel schneller auf 100 spurten, aber irgendwie blieb doch ein fader Nachgeschmack, der nach EU Regularien und Partikelfilter roch.
So sind es nun wohl auch die Homologationsprobleme die dazu führten, dass das kleine Pony fast schon unbemerkt aus dem Ford Konfigurator verschwunden ist. Wir sagen schade, denn wer weiß was nachkommt, wenn man sieht wie viele tolle Autos es zwischenzeitlich gar nicht mehr nach Europa schaffen. Als kleines Trostpflaster bleiben dem Interessenten aber noch zwei Wege: wer schnell ist, kann sich vielleicht noch einen der letzten Neu- oder Vorführwagen sichern, die noch vereinzelt bei den Händlern stehen. Eine Alternative wäre der Weg, den man vor der 6. Generation fast immer gehen musste, wenn man einen Mustang haben wollte: einen Import aus den USA kaufen oder selbst importieren. Dort gibt es den EcoBoost nämlich immer noch und zwar sogar mit 310 PS.