Erst der Cobra-Jet macht den Shelby zum King of the Road!
Nach dem grandiosen Erfolg des Mustangs in den Anfangsjahren, musste er sich trotzdem recht zügig weiter entwickeln, denn inzwischen hatten sich auch im Ponycarsegment Konkurrenten wie der Camaro oder der Firebird auf die Jagd nach dem sportlich orientierten Kunden und nach den Siegen auf der Rennstrecke gemacht. Dabei wuchs der Mustang ab 1967 in Ausmaß und Gewicht und genau dieses Wachstum trieb manchem Kunden die Sorgenfalten auf die Stirn. Größer war also nicht in aller Augen gleich besser und dann gab es noch eine gewisse Leistungskastration, die u. a. den bis dahin mit 250 PS schwächsten Shelby Motor aller Zeiten (im 68er GT350) umfasste. Der 428er Motor im 1968er GT500 lieferte hingegen zwar angeblich etwa 360 Pferdchen, aber für die Alleinherrschaft unter den Ponycars reichte dies längst nicht mehr. Zeit für Ford nochmals zu zeigen, wer wirklich der wahre König der Straße war!
Das wichtigste Bauteil war nun, wie so oft im amerikanischen Automobilbau, ein Motor mit richtig viel Leistung. Dieser geht zurück auf einen Fordhändler aus Rhode Island, der seinen Unmut über Fords PS-Flaute lautstark kundgetan hatte, ehe er anhand seines von Bill Loomis getunten KR-8 zeigte, wie man es richtig machte. Ein 428er Fordmotor erhielt mithilfe von handelsüblichen Performanceteilen wie 406er Köpfen, einer 390er GTA-Nockenwelle, einer Police Interceptor Ansaugbrücke, einem 427 Verteiler und eines Holley Vierfachvergasers ein erhebliches Leistungsdoping und die Offiziellen von Ford konnten schnell überzeugt werden. Der Cobra Jet war geboren und überzeugte gleich bei seiner Premiere bei den 1968er Winternationals durch einen Sieg. Kurz darauf hielt er auch bereits bei den Straßenfahrzeugen Einzug und sollte nun in Form eines CJ Paketes an den Mann gebracht werden. Die angegebene Leistung von 335 PS war wohl eher für die Versicherung schön gerechnet. Realistisch hielt der 7 Liter Big Block bereits damals (je nach Quelle) eher 400-435 PS für den Fahrer bereit und dies bei ca. 600 Nm Drehmoment. Eine echte Ansage an alle Konkurrenten!
Falls Ihr Euch nun auch ein paar ähnliche Performance-Updates für Euren Mustang wünscht, egal ob Ihr einen 428er oder einen kleineren Motor verbaut habt, hätten wir da einiges:
Kein Wunder, dass auch Carroll Shelby den Cobra Jet für seinen GT500 übernahm. Um sein neues Topmodell ab April 1968 nun deutlich zu kennzeichnen, lies sich der findige Autobauer und Rennfahrer wieder einmal „etwas einfallen“. Er hatte gehört, dass man von der Corvette eine „King of the Road“ Variante plante. Ein Anruf bei seinem Anwalt später erfuhr er, dass Chevrolet den Namen aber noch nicht geschützt hatte, also entließ er seinen Anwalt mit den Worten: „Dann beeilen Sie sich, uns morgen früh um 8 Uhr die Rechte zu sichern.“ Zusätzlich bestellte er gleichzeitig bei 3M Aufkleber mit dem Schriftzug GT500KR! Der GT500 King of the Road war geboren!
Der 68er Shelby hatte natürlich auch ein eigenständiges Design, welches ihn deutlich vom „normalen“ Mustang unterschied. Eine lange gezogene Front mit offenem Grill und Chromstoßstange. Dazu gab es eine Fiberglasmotorhaube mit 2 Lufteinlässen vorne und weiter hinten zusätzlichen Lüftungsgittern. Seitliche Lufteinlässe und ein integrierter Heckspoiler rundeten die Optik ab. Die Heckleuchten waren vom 65er Thunderbird. Der Innenraum bestand allerdings überwiegend aus dem normalen „Deluxe Paket“. Der KR verfügte außerdem über einen Überrollbügel.
An dieser Stelle wird die Geschichte nun ein wenig persönlicher. Denn Johannes, unser aller Chef, konnte sich vor nicht allzu langer Zeit einen lebenslangen Traum erfüllen und er erwischte sozusagen den 6er im Lotto für Autofans: Man entdeckte einen echten Scheunenfund, der zum Verkauf stand, einen 1968er Shelby GT500 KR in Acapulco Blue.
Der Wagen wurde schließlich 2020 durch das bekannte V8 Werk importiert und dort behutsam überholt. Es ist nach wie vor der originale 428 Motor mit ca. 400 PS verbaut. Dieser wurde allerdings revidiert und ein neuer Kabelbaum verlegt. Geschaltet wird mit der originalen 4-Gang Handschaltung, aber selbstverständlich bekam auch das Getriebe eine Überholung spendiert. Vorder- und Hinterachse sowie Lenkung sind ebenso original wie die Vinylsitze und das Deluxe Interieur. Vorne verfügt der Wagen über Scheiben-, hinten über Trommelbremsen. Letztere wurden ebenso wie das Fahrwerk revidiert. Die Abgasanlage wurde erneuert. Generell war das Ziel, die Technik möglichst komplett zu überarbeiten, während außen und im Innenraum eine gewisse Patina erhalten bleiben sollte.
Für alle, die jetzt neugierig geworden sind: Vielleicht bringen wir unseren KR ja einmal mit auf ein Event im kommenden Jahr?! Wenn Ihr generell mehr von dem Wagen sehen wollt oder mehr darüber wissen wollt, schreibt uns gerne, evtl. machen wir ja noch mal einen Blog nur über dieses Auto und dessen Geschichte.
Super Bericht...
Was mich noch zum Thema interessieren würde, Nachdem der gute Bill Loomis den Motor von dem besagten Ford Händler auf Trap gebracht hat, Dann die Ford Leute für Kolben, Pleuel und Ölpumpe verbaut haben... Mfg Ingo Schreuder