Nachdem wir vor zwei Wochen aufgezeigt haben, dass der 4-Zylinder Ecoboost Motor keineswegs ein untermotorisierter Spritspar-Motor ist, nehmen wir diesmal den V8 Motor, beziehungsweise den gesamten 2015er Mustang GT unter die Lupe.
Bereits bei genauerer Betrachtung des neuen Motors wird klar, dass die Entwickler des neuen Ponycars die Ziele diesmal deutlich höher gesteckt haben. Um die Leistung des Coyote 5.0 V8 Motors zu steigern, war eigentlich kein großer Aufwand nötig: Man nahm einfach das, was schon vorhanden war und verbessete es ein wenig: Für die Ansteuerung der Einlassventile kommt die aus dem Cobra Jet bekannte Nockenwelle mit 1mm mehr Hub zum Einsatz, bei der Auslassnockenwelle entschied man sich für die Variante des BOSS 302, die gegenüber der bisherigen GT Nockenwelle einen um 2mm größeren Hub aufweist. Die Zylinderköpfe wurden ebenfalls stark überarbeitet und enthalten neben strömungsoptimierten Kanälen auch größere Ventile, um einen verbesserten Durchfluss zu ermöglichen. Außerdem kommen die BOSS 302 Ventilfedern zum Einsatz, damit trotz des aggressiveren Nockenwellenprofils höhere Motordrehzahlen als bisher möglich sind. Auch der Kurbeltrieb wurde deutlich verbessert: Die Kurbelwelle und Pleuel sind die altbewährten geschmiedeten aus dem BOSS 302, die Kolben sind dagegen neu konstruiert und bieten eine spezielle Oberflächenstruktur, die starke Verwirbelungen erzeugt und somit eine geringere Klingelneigung haben, außerdem kommt wieder eine Kolbenbodenkühlung zum Einsatz. Um eine flache, gleichmäßige Drehmomentkurve zu erhalten, wurden in der Ansaugspinne die aus dem 4,6 Liter 3V Motor bekannten Charge Motion Valves installiert. Ford hat die Leistung des Mustang GT der 6. Generation äußerst konservativ mit "über 420 SAE-PS" angegeben, mit diesen Komponenten dürfte sich der Motor aber auf jeden Fall in Leistungsregionen von 450 PS oder mehr befinden.
Doch damit nicht genug. Jeder Hersteller sucht sich bei der Entwicklung eines neuen Fahrzeuges ein anderes raus, das man überbieten möchte. Viele Hersteller machen ein Geheimnis daraus, Ford nicht. Als im Jahr 2011 der BOSS 302 vorgestellt wurde war die Zielvorgabe, dem BMW M3 Paroli bieten zu können. Für den 6G Mustang GT wurde die Messlatte noch etwas höher gestuft: Nun sind es der BOSS 302, Porsche 911 und der BMW M3, die überboten werden sollen. Das klingt zunächst nach einer sehr mutigen Aussage, doch die dazu passenden Zutaten enthält die neue S550 Plattform von Haus aus. Nicht nur, dass Ford nun erstmals in der 50-jährigen Geschichte des Mustangs in jedem Modell eine moderne Einzelradaufhängung anbietet, die so gute Eigenschaften besitzt, dass eine einfache Optimierung der bisherigen Vorderachse nicht mehr ausreichte und eine Neukonstruktion der kompletten Vorderachse notwendig wurde. Die neue Vorderachse in Kombination mit dem neuen Vorderwagen resultieren in einer stark verbesserten Fahrwerksgeometrie, die ein sporticheres Fahren ohne nennenswerte Komforteinbußen ermöglichen. Wer sich für das Track-Package entscheidet, erhält statt der serienmäßigen 4-Kolben Festsattel Bremsanlage mit 14 Zoll Scheiben eine Brembo 6-Kolben Bremsanlage mit 15 Zoll Scheiben und einen vollwertigen Motorölkühler.
Ford macht in den Interviews zum Thema "Mustang GT im Vergleich zum BMW M3 und Porsche 911" einen sehr selbstbewussten Eindruck, schweigt im Moment aber noch über Rundenzeiten auf verschiedenen Rennstrecken, Beschleunigungswerte oder ähnliches, daher gilt leider auch hier der Schlusssatz, den man seit Monaten bei so ziemlich jedem Bericht zum neuen Mustang findet: Wir müssen noch etwas abwarten, bis Ford endgültige Zahlen und Werte nennt.